Original-Titel: Le cinéma de Jean-Pierre Léaud
Ende: 00:10
Laufzeit: 60 Minuten
Dokumentation, F 2024
Regie: Cyril Leuthy
StereoBreitbildformat 16:9
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23:10 Jean-Pierre Léaud - Truffauts Alter Ego

21. Oktober | Arte | 23:10 - 00:10 | Dokumentation
Arte

Truffaut, Godard, Eustache, Assayas, Lvovsky, Kaurismäki und Tsai Ming-liang - Jean-Pierre Léaud hat mit vielen großen Regisseuren gedreht. Truffauts Film "Sie küssten und sie schlugen ihn" wurde zum Sprungbrett für Léauds Karriere und etablierte ihn als Jungstar der französischen Nouvelle Vague. Léaud wurde berühmt für seine Fähigkeit, Emotionen authentisch darzustellen, oft mit einer Mischung aus Naivität, Unbeholfenheit und Melancholie. Im Laufe seiner Karriere spielte Léaud die Rolle des Antoine Doinel in mehreren Fortsetzungen: "Antoine und Colette" (1962), "Geraubte Küsse" (1968), "Tisch und Bett" (1970) und "Liebe auf der Flucht" (1979). Truffaut schreibt autobiografische Erlebnisse in die fiktive Vita seiner Filmfigur und wirft so einen unverstellten Blick auf das Leben. Léaud trat Ende der 60er Jahre in essayistischen Politfilmen auf und war in Bernardo Bertoluccis "Der letzte Tango in Paris" (1972) der verwirrte Jungregisseur mit Flausen im Kopf. In Truffauts "Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent" (1971) spielt Leaud einen reichen Aristokraten. 1973 schockt er mit Jean Eustaches radikalem Film "Die Mama und die Hure" auf dem Filmfestival in Cannes. Nach Truffauts Tod im Jahr 1984, für den er auch in anderen Filmen wie "Die amerikanische Nacht" spielte, war er nur noch sporadisch zu sehen, brachte sich aber als lebensmüder Angestellter in Aki Kaurismäkis "I Hired a Contract Killer" (1990) und als Graf in dessen "Das Leben der Bohème" (1992) wieder in Erinnerung. In "Der Pornograph" (2001) spielt er den Titelhelden, der in sein altes Geschäft als Pornoregisseur zurückkehren will. Daneben ist er in kleineren Rollen zu sehen, so in der Liebesgeschichte des malaysischen Regisseurs Tsai Ming-liang "What Time Is It There" (2001) und in Bernardo Bertoluccis "Die Träumer" (2003). 2009 stand er mit Laetitia Casta und Fanny Ardant für "Faces" vor der Kamera. Für seinen einzigartigen Beitrag zur Filmkunst wird Léaud 2016 auf dem Festival von Cannes mit einer Goldenen Ehrenpalme ausgezeichnet. Ein Schauspieler baut sich eine Karriere auf, Léaud ein Lebenswerk. Wie aber definiert sich dieses Werk? Anhand zahlreicher Filmausschnitte und Interviews geht der Dokumentarfilm dem Geheimnis des Schauspielers und Menschen Jean-Pierre Léaud auf den Grund.